Immer wieder höre ich: „Ich bin ja nur Freizeitreiter.“ Hallo? Was soll das denn heißen? Wieso „nur“? Dies impliziert eine subjektive Herabsetzung gegenüber den Turnierreitern, denen offensichtlich eine ungleich größere Anerkennung in Reiterkreisen unterstellt wird.
Doch warum hat sich gerade diese Sichtweise in den Köpfen vieler Reitbegeisterter so festgesetzt? Vielleicht, weil Turnierreiter „sichtbar“ sind und das Reiten in der Öffentlichkeit repräsentieren. So wird das Reiten ganz schnell auf den ReitSPORT reduziert und das Erringen von Schleifen scheint der einzige Grund zu sein, weshalb man überhaupt reiten möchte. Und überhaupt: man möchte Reiten! Nicht so einen Firlefanz am Boden betreiben…
Behandeln Sportreiter ihre Pferde denn besser als die Freizeitreiter? Und werden Sportpferde besser trainiert als Freizeitpferde?Wenn ich in die Gesichter der Sportreiter (und -pferde!) schaue, die ihre Runden in der Bahn ziehen, sehe ich ernste, meist sogar unzufriedene Gesichter, gerade so, als wäre es kein Spaß, sondern bittere Pflicht, reiten zu MÜSSEN! Doch warum?
Niemand von uns muss reiten. Wir dürfen. Jeder entscheidet für sich selbst, welches Ziel er verfolgt. Als Turnierreiter entscheide ich mich nunmal dafür, vergleichbar zu sein. Für Individualität ist kein Platz, ein Pferd wird zum Sportgerät, das auf den Punkt „funktionieren“ muss. Wenn es aber mein Ziel ist, eine schöne Zeit mit meinem Pferd zu verbringen und eben nicht vergleichbar zu sein, kann ich es völlig ohne Zeitdruck nach seinen Möglichkeiten gesund trainieren und auf seine Vorlieben eingehen. Das macht das Pferd zufrieden und mich auch.
Ja, ich bin Freizeitreiter und glücklich darüber! Und wenn ich schon das Glück habe, meine Zeit mit Pferden verbringen zu dürfen, darf ich auch meine Freude und Dankbarkeit darüber nach außen sichtbar werden lassen!