Der Richtungswechsel ist für viele ReiterInnen eine sehr schwierige Aufgabe. Er wirkt oft nicht fließend, wirkt unrund und eigentlich gar nicht so wie gedacht. Aber woran liegt das?
Der Richtungswechsel ist ein probates Mittel, um die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd zu überprüfen. Der Reiter verlangt eine ganze Menge auf einmal und es gibt eine Menge Stolpersteine.
Stolperstein Nummer 1: Die fehlende Übersicht des Reiters. Hat der Reiter noch kein Gefühl dafür entwickelt, wie er sich mit seinem Pferd im Raum bewegt, kommt er schonmal vom gedachten Weg ab und die Einteilung passt nicht mehr. Hier können Hütchen bei der Orientierung helfen. Sie geben einen klaren Weg vor und so mehr Sicherheit.
Stolperstein Nummer 2: Der Richtungswechsel wird nicht gut vorbereitet. Nicht wenige Reiter überraschen ihr Pferd erst am Wendepunkt mit dem gewünschten Richtungswechsel. Doch dann ist es bereits zu spät. Das Pferd hat keine Zeit mehr die Wendung in Körper und Geist vorzubereiten und sauber umzusetzen. Eine gute Vorbereitung ist unerlässlich für eine gute Umsetzung!
Stolperstein Nummer 3: Unklare Hilfengebung. Die Hilfengebung ist DAS zentrale Thema in der Reitausbildung und füllt ganze Bibliotheken. Und hier sei deutlich gesagt: es gibt kein „Das macht man so!“, denn Pferd ist anders und jeder Reiter ist anders. Deshalb macht es in meinen Augen nicht viel Sinn, Hilfen für die Allgemeinheit zu beschreiben, die wie auf Knopfdruck funktionieren und das gewünschte Ergebnis umgehend liefern.
Ich möchte als Beispiel die reiterliche Umsetzung des viel erwähnten Begriffs Blickrichtung anführen. Der Trainer sagt: „Schau dahin, wohin du reitest!“ Klingt einfach, das Ergebnis dieser Anweisung ist aber leider oft ein festgestellter Kopf des Reiters, der restliche Körper folgt der Blickrichtung nicht. Die Auswirkung des Manövers ist ein festgestelltes Becken, das der Bewegung des Pferdes nicht mehr folgen kann. Der Reiter wird fest in seinem Sitz und das Pferd bekommt dadurch bestenfalls die Info: „Lauf einfach! Ich weiß gerade auch nicht so genau wohin!“ Aus der gewollten Wendung wird leider nichts.
Ebenfalls gerne falsch verstanden werden die Zügelhilfen. Wenn ich frage, wozu die Zügel da sind, bekomme ich meistens die Antwort „Zum Lenken!“. Und wenn ich dann weiter frage, was man denn genau damit lenken möchte, ist die Antwort „Na, den Kopf!“. (Ja – es gibt noch sehr viel zu tun an der Basis!)
Solange aber der Reiter die Hilfengebung nicht verstanden hat, wird er nicht in der Lage sein, einen sauberen Richtungswechsel zu reiten – soviel ist klar.
Stolperstein Nummer 4: Das nicht oder nicht ausreichend ausgebildete Pferd. Wie will man denn von einem nicht sorgfältig ausgebildeten Pferd ein Verständnis von einer Kreislinie, geschweige denn den Wechsel von einer Richtung in die andere verlangen? Kreislinien machen für Pferde in der Natur überhaupt gar keinen Sinn. Das Verständnis hierfür muss mit großer Sorgfalt trainiert werden! Nebenbei bemerkt: dieses Verständnis bekommt ein Pferd bestimmt nicht, wenn es an die Longe genommen und ausgebunden wird, um es Runde um Runde zu jagen. Was das Pferd hierbei lernt, ist höchstens Zwang aber bestimmt keine Bewegungskompetenz, die es positiv für sich nutzen kann. Hier ist Sachverstand und Feinfühligkeit des Ausbilders gefragt, nicht nur in Bezug auf die Vorgänge im Körper des Pferdes sondern genauso in seiner Psyche.